Wissenschaftliche Informationen

Wissenschaftliche Informationen "Schönheit der Nacht" - Paroedura hordiesi

Informationen für potentielle wissenschaftliche Kooperationspartner

Hintergrund

Seit 1758 - dem offiziellen Beginn wissenschaftlicher Nomenklatur - wurden etwa 1,8 Millionen Tier- und Pflanzenarten beschrieben. Forschungen der letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass diese bereits erfassten Organismen vermutlich nicht einmal ein Zehntel der tatsächlichen Zahl aller gegenwärtig auf der Erde existierenden Arten repräsentieren. Und eines wird gleichzeitig immer deutlicher:  mit Beginn der Industrialisierung und durch die Tatsache, dass sich die Bevölkerung weiter massiv vermehrt, hat ein Artensterben eingesetzt, wie es die Erde nur wenige Male erlebt hat.

Landwirtschaft und menschliche Siedlungsräume dehnen sich aus, durch Desertifikation und Umweltzerstörung gehen wertvolle Lebensräume (Geodiversität) verloren, welche als Habitat für die Artenvielfalt (Biodiversität) dienen. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass zur Zeit jährlich über 15.000 Arten aussterben. Die meisten konnten noch gar nicht entdeckt, geschweige denn erforscht oder genutzt werden. Dieser Verlust hat ökologische und ökonomische Folgen, die sich nur schwer ermessen lassen, aber zweifellos bedeutend sind.

Um Maßnahmen zum Schutz und Erhalt biologischer Vielfalt umsetzen zu können, bedarf es einer wichtigen Voraussetzung: der genauen Kenntnis, an welche Stelle der systematischen Gesamtordnung aller Arten eine neu entdeckte Spezies eigentlich gehört (taxonomische Forschung). Deshalb ist es dringend geboten diesen Forschungszweig zu fördern und ihn aus seinem wissenschaftlichen "Schattendasein" zu befreien. Dies wurde bereits 1992 in Rio de Janeiro als globales Ziel durch die internationale Convention on Biological Diversity (CBD) gefordert und in der daraus abgeleiteten Global Taxonomy Initiative (GTI) bekräftigt. Die CBD wurde von nahezu allen Staaten der Erde unterzeichnet und regelt, wie Biodiversität erfasst, erhalten und nachhaltig genutzt werden kann. Sie regelt zudem, wie daraus erzielbare Profite gerecht verteilt werden können.

Biodiversität ist nicht gleichmäßig auf der Erde verteilt, sondern konzentriert sich vor allem in den Regenwäldern und Korallenriffen der Tropen. Und das bedeutet: vornehmlich in Entwicklungsländern. Deshalb gibt es eine große Diskrepanz zwischen wirtschaftlich armen "megadiversity countries" und ökologisch armen "megadeveloped countries", in denen jedoch die meiste Forschungskompetenz konzentriert ist. Eine enge Zusammenarbeit zwischen diesen Ländern ist deshalb unverzichtbar.

Die BIOPAT-Initiative erschließt Patenschafts-Spenden als Finanzierungsquelle, um damit taxonomische und systematische Forschung sowie Maßnahmen zum Erhalt und Schutz biologischer Vielfalt im Sinne der CBD und der GTI zu fördern.

Wie funktioniert BIOPAT?

BIOPAT vermittelt Namens-Patenschaften für neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten um damit Spendengelder zu akquirieren. Die Spenden werden für den gemeinnützigen Zweck eingesetzt, biologische Vielfalt zu erforschen und zu erhalten. Als Anerkennung für diese Unterstützung wird den Spendern die Möglichkeit geboten, für eine neue Art einen Artnamen nach eigener Wahl vorzuschlagen.

Die Vergabe von Widmungsnamen als Anerkennung für die Unterstützung der Forschung ist nicht neu und wurde beispielsweise schon von der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) erfolgreich praktiziert. Die BIOPAT-Initiative unterscheidet sich jedoch in einem wesentlichen Punkt von den bisher üblichen Verfahren: Während bisherige Aktionen sich teilweise dem Vorwurf von 'Bio-Piraterie' ausgesetzt sahen, verfolgt BIOPAT seine Ziele ganz im Sinne des "benefit sharing" der Biodiversitätskonvention (CBD).

Die BIOPAT-Spendengelder fliessen zur Hälfte an die artbeschreibenden Institute zur Förderung der taxonomischen Forschung und sollen dort möglichst direkt den Wissenschaftlern oder Arbeitsgruppen zugute kommen, die die neuen Taxa beschreiben.

Die andere Spendenhälfte fließt, je nach Herkunft der zu taufenden Art, in einen "regionalen" Fördertopf. Forscher können daraus Mittel beantragen, um die Lebensweise und die Lebensräume der neu beschriebenen Arten zu erforschen und zu schützen. Diese Kleinprojekte sollen auch der Aus- und Fortbildung lokaler Wissenschaftler oder der Verbesserung lokaler Forschungseinrichtungen dienen. Die Beurteilung der Förderungswürdigkeit der Anträge erfolgt durch BIOPAT.

Der beschreibende Wissenschaftler muss mit einem anerkannten Forschungsinstitut zusammenarbeiten. Zudem müssen seine Tier- und Pflanzenexemplare im Einklang mit den nationalen Bestimmungen der Herkunftsländer gesammelt und exportiert sein. Der Holotypus muss in einer zugänglichen wissenschaftlichen Sammlung deponiert werden. BIOPAT wird bei Bedarf seinen wissenschaftlichen Beirat berufen, um die o.g. Voraussetzungen zu prüfen. Sollte dieser Beirat an der Seriosität des Artbeschreibers zweifeln, wird BIOPAT von einer Patenschaftsvermittlung absehen.

Mögliche Bedenken

Die Verknüpfung von Forschung und "Kommerz" bzw. Sponsoring erscheint manchen Wissenschaftlern fragwürdig. Forschung soll nicht so in die Abhängigkeit von Geldgebern geraten, dass möglicherweise an der Objektivität ihrer Ergebnisse gezweifelt werden kann. Seriosität und Objektivität von Wissenschaft sollte immer höchste Priorität genießen.

De facto bilden die Forschungsgebiete Taxonomie und Systematik insofern eine Ausnahme, als sie zu den wenigen naturwissenschaftlichen Disziplinen gehören, in denen es bisher kein nennenswertes "Sponsoring" gibt. In nahezu allen anderen Gebieten biologischer Forschung, wo von der Anwendung ihrer Ergebnisse ökonomischer Nutzen erwartet wird (Genetik, Mikrobiologie, Biotechnologie, Molekularbiologie, Biochemie, etc.), ist die derzeitige Forschung ohne "Sponsoring" nicht mehr vorstellbar.

Eine finanzielle Unterstützung wird jedoch nicht die wissenschaftliche Qualität mindern, sofern wirksame Kontrollmechanismen existieren. Dann kann "Sponsoring" die wissenschaftliche Forschung sogar enorm fördern und in einigen Fällen sogar überhaupt erst ermöglichen. Zudem wird immer deutlicher, dass der Verlust von Biodiversität bedeutende ökonomische Konsequenzen hat, deren Kosten letztendlich die Gesellschaft trägt. Eine Förderung der Forschung zum Erhalt von biologischer Vielfalt ist deshalb nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Investition.

Die Vergabe von Widmungsnamen für neu beschriebene Taxa hat lange Tradition. Gewöhnlich ehren die artbeschreibenden Wissenschaftler mit einem Dedikationsnamen beispielsweise einen anderen Forscher für seine wissenschaftlichen Verdienste. Oder auch eine Person, die ihnen persönlich nahe steht, oder die vielleicht die neue Art auf einer Reise gesammelt hat. Schon immer hat es aber auch Widmungen für Mäzeen und Finanziers gegeben, die die Arbeit der Forscher und Taxonomen unterstützt oder ermöglicht haben.

Was deutlich zu betonen ist: bei BIOPAT geht es nicht um einen 'Verkauf' von Artnamen. Die Spender übernehmen die Patenschaft für eine neue Tier- oder Pflanzenart und unterstützen so mit ihrem Geld die Forschung zum Erhalt von biologischer Vielfalt. Zum Dank werden sie dafür von den Taxonomen durch die Widmung eines Artnamens geehrt. Das Recht der Namensgebung bleibt dabei aber beim Wissenschaftler.

Es spricht also nichts gegen die Ehrung von Paten, die durch ihr Geld die taxonomische Forschung unterstützen und deren Spende gänzlich einem guten Zweck dient! Zudem: die Zahl der durch BIOPAT vergebenen Dedikationsnamen ist so gering (5-10 pro Jahr), dass sie gegenüber der Zahl der ständig auf traditionelle Weise neu beschriebenen Arten nicht ins Gewicht fällt (etwa 10.000 Artbeschreibungen pro Jahr).

Durch eine Werbung für Patenschaften mit Bildern der noch unbeschriebenen Arten besteht theoretisch eine erhöhte Gefahr der Vorab-Publikation durch Dritte. Den kooperierenden Wissenschaftlern bleibt es daher selbst überlassen, wie genau sie die Kurzbeschreibung "ihrer" neuen Art für den BIOPAT-Artenkatalog auf dieser Internet-Seite fassen und ob sie diese abbilden. Gegebenenfalls kann auch das Bild einer ähnlichen, bereits beschriebenen Art mit entsprechendem Hinweis verwendet werden.

Wissenschaftliche Qualität hat bei BIOPAT höchste Priorität. Manuskripte sollen daher von den Autoren bei anerkannten Zeitschriften mit "peer-review" eingereicht werden.  Der Verein behält sich vor, die Vermittlung zweifelhafter Artbeschreibungen abzulehnen.

Fazit

Der Verlust von Biodiversität hat unabsehbare ökologische und ökonomische Folgen und sollte deshalb vermindert oder verhindert werden. Taxonomie und Systematik können und dürfen in unserer heutigen Situation nicht mehr nur als Selbstzweck betrieben werden. BIOPAT leistet einen wichtigen Beitrag, damit Taxonomie und Systematik als Basis für die Erforschung und den Erhalt der Vielfalt ihrer wichtigen Rolle gerecht werden können.
Je mehr Institutionen und Wissenschaftler sich an BIOPAT beteiligen, desto effektiver lässt sich das Projekt gestalten und desto positiver wird die öffentliche Resonanz sein.

Werden Sie BIOPAT Patin oder Pate!

Lassen Sie eine neuentdeckte Tier- oder Pflanzenart mit dem Namen Ihrer Wahl benennen